Ein Teil der Weltkulturerbe-Stadt Bamberg ist die so genannte „Gärtnerstadt“.
Diese trägt den bezeichnenden Namen aufgrund der vielen landwirtschaftlichen Kleinerzeuger, die Ihre Waren regelmäßig und traditionsgemäß auf dem „Grünen Markt“ im Stadtkern anbieten.
Regionaler einzukaufen als vom Erzeuger der direkt vor der Stadt anbaut ist kaum möglich.
Aber nicht nur die Bewohner wissen dies zu schätzen, sondern auch die vielen Gäste werden überrascht sein von der Fülle an heimisch-regionalen Produkten die in Bamberg zu Hause sind.
Die Kultgaststätte „Schlenkerla“ haben wir ja bereits in einem anderen Beitrag in Namensentstehung und Geschichte etwas beleuchtet. Das wohl bekannteste Produkt und auch gleichzeitig Aushängeschild Bambergs ist das Rauchbier. Charakteristisch mit dem eigenwilligen Geschmack.
Entstanden ist das Bier übrigens durch ein Unglück. Es brach ein Feuer in der Brauerei aus, welches das Malz räucherte. Da sich der Braumeister es nicht leisten konnte, seinen ganzen Rohstoff wegzuwerfen, braute er daraus ein Bier. Aufgrund der großen Beliebtheit, wurde hieraus eine Besonderheit und ist ein weiteres Mosaik der Bierregion um Bamberg.
Wenn Sie das Rauchbier probieren, können Sie sich den Spruch der Einheimischen zu Herzen nehmen:
„Das zweite schmeckt besser als das erste und das dritte besser als das zweite“.
Vor den Toren Bambergs war ein bedeutendes Süßholz-Anbaugebiet. Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert war das Süßholz eines der bedeutendsten Produkte der Stadt. Sogar in verschiedene europäische Nachbarstaten wurde exportiert. Vor allem als Süßungsmittel in der Heilmedizin war es beliebt. Der Absatz in diesem Bereich ging mit der Verwendung von Rüben- und Rohrzucker jedoch stark zurück, bis er Mitte des 20. Jahrhunderts fast zum erliegen kam.
Glücklicherweise wurde im Gärtner- und Häckermuseum ein kleiner Bestand weiterkultiviert. Aus diesem konnten in jüngster Vergangenheit wieder Setzlinge gezogen werden. Hauptsächlich sind die heutigen Anbauflächen nur zu Schauzwecken gedacht und ein Weiterführen der Bamberger Tradition.
Mittlerweile findet man auf so mancher Speisekarte einen Süßholz-Spritz mit Likör aus der besonderen Wurzel. Oder im Hotel bei Bamberg direkt gibt es auch einen hausgeräucherten Süßholz-Schinken.
Wenn Sie durch Bamberg unterwegs sind, wird Ihnen ab und an der Begriff „Zwiebeltreter“ auffallen. Manch ein Gericht im Gasthaus ist hiernach benannt und der Betrachter wundert sich, was es wohl damit auf sich hat.
Die Bauern bauten, wie so vieles, auch Zwiebeln an. Dann banden sie sich kleine Bretter an die Füße und traten damit das Grün um. Die Idee dahinter war, dass die Pflanze dann die Energie nicht auf das Blattwerk verschwendet sondern in die Zwiebel leitet und diese somit größer wird.
Auch heute noch bezeichnet man eine unkluge Aussage in fränkisch als „Ziebeltreterei“.
Nur zu viele Bamberg-Neulinge denken hier sofort an eine Art des Croissants. Aber tatsächlich handelt es sich hierbei um eine Kartoffelsorte aus Franken. Der Begriff ist sogar geschützt und darf exklusiv nur bei dieser speziellen Kartoffelart die in Franken angebaut wurde auch genutzt werden.
Ähnlich dem Süßholz, drohte auch die Sorte des Bamberger Hörnla auszusterben. Doch im Zuge der Rückbesinnung der Gesellschaft auf regionale und ursprüngliche Produkte konnte das Bamberger Hörnla gerettet werden und erfreut sich immer stärker werdender Beliebtheit.
Übrigens: Bestellt man sich in Bamberg beim Bäcker ein „Hörnla“ so erhält man wirklich ein Gebäck-Hörnchen und keine Kartoffel. Allerdings wissen Sie jetzt was der Gemüsehändler oder Gastwirt Ihnen anbietet, wenn er vom Bamberger Hörnla spricht.